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Geistreich

Aktualisiert: 25. Jan. 2022

Mit nur vier schlichten Worten, nicht mehr

so kommt es daher

dies sprichwörtliche Gedicht

Es gibt seit Ewigkeiten sein Wort, verspricht

wer schreibt

der bleibt

Wer dies Wort auch einst ersann

er stiftet mich an

dass ich dem Tintenblau

vertrau

und dem kleinen Stück Papier

damit ich bleib, mich nicht verlier

in meinen Gedanken

die an bewegten Tagen in meinem Geiste zanken

wüten, hämmern, poltern

kämpfen, weinen, schreien, die mich foltern

Gedanken, die nicht ablassen, nicht weichen

Gedanken, die einer Heimsuchung gleichen

Unruhe, Angst und Schrecken verbreiten

mich so zart besaiten



Ungezügelt, hitzköpfig, kreuz und quer

geistern sie in meinem Geist umher

drehen mich im Kreis

Es ist, als ob ich gar nichts mehr weiß

Sie suchen mich heim, wie ein Fluch

sie zu vertreiben scheitert jeder Versuch

Ein Gespinst aus Ahnungen und Spekulationen

tausend Fragen, Antworten, mehr als Millionen

Erlebtes, Ersehntes, Erträumtes

Unverstehbares, Verdächtiges, Versäumtes

das ewige Du Musst

ungestillte Lebenslust

Angstgedanken, die sich aus der Liebe erklären

wuchernd sich vermehren

kindliche Lebensandenken mit würgendem Schmerz

die Sorge um das eigene Herz

alles wird verwoben

Wo ist unten, wo ist oben

Träume, Illusionen, Hypothesen

Gedanken, die in der Zukunft lesen

das Gestern durchwühlen

sich ins Ungewisse vorfühlen

Sie spinnen ihr Gespinst mit Zweifel und Argwohn

malen Bilder im grauesten Grauton

Jedoch der Geist, er überdenkt auch die guten Seiten

versucht, Hoffnung und Lebensfreude zu verbreiten

zieht Glücklichsein, Frieden, Leichtigkeit, Zuversicht

Wünsche, Träume und Sonnenlicht

ins Kalkül

was für ein gutes Gefühl

Und er bedenkt allemal auch die Liebe

wenn dies doch nur so bliebe

Der Geist jedoch ist der größte Grübler vor dem Herrn

schwarzmalt nun mal gern

aus Mücken macht er Elefanten

runde Sachen bekommen Ecken und Kanten



Es scheint sein einziges Bestreben

mir dies zu denken zu geben

mir weis zu machen, das Ausgedachte sei reales Leben

sei wahrhaft existent

im Jetzt, im Hier in diesem Moment

Auch vollkommen Undenkbares wird nicht verschmäht

wird ausgemalt zur realsten Realität

Es ist als ob alles verschwimmt

nichts mehr stimmt

Was ist Wahrheit, was ist Lüge

In diesem Gedankengefüge



Zu mächtig alle Mächte

endlos diese Wortgefechte

von konkurrierenden Werten

die mich einst ihre Weisheit lehrten

Wagnis, Vorsicht, Angst, Vertrauen, Mut

Was ist schlecht, was ist gut

Vernunft, Intuition, worauf soll ich vertrauen

worauf soll ich bauen

in diesem verworrenen Geflecht

was soll ich glauben, wer oder was hat Recht

Alles nur Erdenkliche wird versponnen

und doch ist Nichts gewonnen


Zuviele Wenn, zuviele Aber

zuviele Rechthaber

zuviele hätte, könnte, würde, sollte

und die ewige Frage, ob Gewesenes anders gewesen sein wollte

Sie ist mir zu hoch, und sie geht zu weit

diese Fantasie, diese tiefe Denkfähigkeit

Dieser Gedankenspuk, wie er mich verstört

in mir ein Gefühlschaos heraufbeschwört

das sich wie Nebel auf meine Sinne legt

jede Klarsicht hinwegfegt

ungeniert

viel zu viele meiner Tage sabotiert

Kaum ein Gedanke an das was wirklich ist

beinah, als ob der Geist das wahre Leben vergisst

so als würden die Gedanken ein Eigenleben führen

in einem Haus ohne Fenster, ohne Türen



Alles will der Geist ergründen

warum nur muss er sich immer neu entzünden

Mir wird fiebrig heiß

mir ist, als ob ich keinen Ausweg mehr weiß

Dabei, ich würde so gerne

endlich Frieden finden, doch er rückt in weite Ferne

in diesem inneren Gefühlsgebraus

stattdessen ufert Unruhe aus

Was ist das nur für ein Ränkespiel

meines Geistes, das wird mir zuviel

Hat es nur den Anschein

oder bestimmen die Gedanken schon mein ganzes Sein

Mein Geist macht mir vor mit großer Zielstrebigkeit

zu leben sei nur noch Leid

Meine Seele fühlt sich gequält

mein Körper wie ausgezählt

Warum kann ich mich der schweren Gedanken nicht erwehren

ich wünschte, sie würden sich zum Teufel scheren



Doch die Gedanken, sie sind nicht wegzudenken

nicht im Nachtdunkel zu versenken

Dies ist einzusehen

zu verstehen

Wirkungslos ist jede Gegenwehr, jedes Nein

Gedanken wollen Sein

Ich verstehe allmählich, es bleibt fürwahr

nur das Ja

So neige ich mich ihnen zu

geh auf Du und Du

mit diesen Gedankenbrocken

sie aufs Papier zu locken

ruhiger zu werden

mich zu erden

zu sortieren

besonnen zu agieren

Wieder einen klaren Gedanken zu fassen

heißt, ihnen ihr Sein zu lassen


Wer schreibt

der bleibt

mit diesem Versprechen

wag ich die gedankliche Dynamik zu durchbrechen

nicht mehr festzuhängen

in ausgetretenen Gedankengängen

Ich gebe den Gedanken einen neuen Rahmen

einen Namen

In einem geschriebenen Wort

finden sie einen geschützten Ort

und ich find einen Haltepunkt nun

in diesem Gedankentaifun

Einfach und schlicht

so wie das sprichwörtliche Gedicht

nicht schön geredet, nicht verschnörkelt, nicht verziert

kurz und knapp und doch klar notiert

diese gedanklichen Ungereimtheiten

mit ihren Spitzfindigkeiten

So würdige ich meine Gedanken, die düsteren, die traurigen

die verwirrten, die ängstlichen, die schaurigen

die fantastischen, die himmlischen, die sonnenhellen

die schönen, die liebenden, die aus mir hervorquellen

Ich achte sie, nehme sie alle in Augenschein

ein Heim suchen sie - das weiße Blatt soll es sein

Ich durchmesse ihr A und 0 und find

Ich find heraus, das was sie wirklich sind

Schlicht und ergreifend nur Gedanken

die mich umranken

sich winden in einer Welt zwischen Freiheit und Engen

zwischen Weisheit und Zwängen



Auch das Ungeheuerliche, das Unbeschreibbare

das Unsägliche, das Unwahre

das Unverstehbare, das unterschwellig gährt

erfährt

Respekt und schreibt sich hin mit seinem Blut

mit meinem Mut

Auch das Luftschloss und der verlorene Traum

bekommen Raum

und ich sehe

vestehe

jeder Gedanke hat seinen guten Grund

ist mehr als Herumtreiber, mehr als ein Vagabund

Bleiben dürfen, gleichwohl die Freiheit haben, weiter zu ziehn

erlösen ihn

und mir wird bewusst

wie doch ein winziges Gedicht die Gedanken beeinflusst



Mit dem Schreiben beleuchte ich mich

buchstäblich

höre sprichwörtlich in mich rein, ganz tief

schau der Geister, die mein Geist so zahllos rief

So wertgeachtet

bei Lichte betrachtet

sind die Gedanken nicht mehr gar so eigenmächtig

nicht mehr verdächtig

und verübelt

nicht mehr so zänkisch, streitbar und vergrübelt

Mit der Botschaft, dieser geballten

dieser uralten

toben die Gedanken nicht mehr unentwegt

so verunsichert und unüberlegt

Mit ein wenig mehr Bedacht

werden sie ruhiger, leiser, beinahe sacht

sozusagen handzahm

agieren mit weniger Unmut, mit weniger Gram

Im Kopf die Bilder, so spüre ich

werden klarer, freundlicher, farbenfroher allmählich



Und mit der Zeit

ich staune, fühl ich mehr Frieden, Ruhe und Gelassenheit

Papier und Stift vermochten das Blatt zu wenden

Ich öffne mich diesen zärtlichen Gefühlszuständen

und so entsteht in mir beizeiten gar eine gedankenlose Stille

In ihr wächst weiter mein unbedingter Wille

mit den Gedanken achtsam zu sein, dies immer neu zu üben

dass sie nicht mehr meine Sinne und so viele meiner Tage trüben

Das kleine Sprichwort hält was es verspricht

ich bleib bei mir, verlier mich nicht

Mehr noch

erkenne ich doch

wie reich, mit welcher Fülle bin ich beschenkt

mit einem Geist, der tief, hoch, weit und blühend denkt

Er wird mich und ich ihn beflügeln, ein wahrhaftes Leben

im Jetzt, im Hier zu flechten, zu weben








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