Mit nur vier schlichten Worten, nicht mehr
so kommt es daher
dies sprichwörtliche Gedicht
Es gibt seit Ewigkeiten sein Wort, verspricht
wer schreibt
der bleibt
Wer dies Wort auch einst ersann
er stiftet mich an
dass ich dem Tintenblau
vertrau
und dem kleinen Stück Papier
damit ich bleib, mich nicht verlier
in meinen Gedanken
die an bewegten Tagen in meinem Geiste zanken
wüten, hämmern, poltern
kämpfen, weinen, schreien, die mich foltern
Gedanken, die nicht ablassen, nicht weichen
Gedanken, die einer Heimsuchung gleichen
Unruhe, Angst und Schrecken verbreiten
mich so zart besaiten
Ungezügelt, hitzköpfig, kreuz und quer
geistern sie in meinem Geist umher
drehen mich im Kreis
Es ist, als ob ich gar nichts mehr weiß
Sie suchen mich heim, wie ein Fluch
sie zu vertreiben scheitert jeder Versuch
Ein Gespinst aus Ahnungen und Spekulationen
tausend Fragen, Antworten, mehr als Millionen
Erlebtes, Ersehntes, Erträumtes
Unverstehbares, Verdächtiges, Versäumtes
das ewige Du Musst
ungestillte Lebenslust
Angstgedanken, die sich aus der Liebe erklären
wuchernd sich vermehren
kindliche Lebensandenken mit würgendem Schmerz
die Sorge um das eigene Herz
alles wird verwoben
Wo ist unten, wo ist oben
Träume, Illusionen, Hypothesen
Gedanken, die in der Zukunft lesen
das Gestern durchwühlen
sich ins Ungewisse vorfühlen
Sie spinnen ihr Gespinst mit Zweifel und Argwohn
malen Bilder im grauesten Grauton
Jedoch der Geist, er überdenkt auch die guten Seiten
versucht, Hoffnung und Lebensfreude zu verbreiten
zieht Glücklichsein, Frieden, Leichtigkeit, Zuversicht
Wünsche, Träume und Sonnenlicht
ins Kalkül
was für ein gutes Gefühl
Und er bedenkt allemal auch die Liebe
wenn dies doch nur so bliebe
Der Geist jedoch ist der größte Grübler vor dem Herrn
schwarzmalt nun mal gern
aus Mücken macht er Elefanten
runde Sachen bekommen Ecken und Kanten
Es scheint sein einziges Bestreben
mir dies zu denken zu geben
mir weis zu machen, das Ausgedachte sei reales Leben
sei wahrhaft existent
im Jetzt, im Hier in diesem Moment
Auch vollkommen Undenkbares wird nicht verschmäht
wird ausgemalt zur realsten Realität
Es ist als ob alles verschwimmt
nichts mehr stimmt
Was ist Wahrheit, was ist Lüge
In diesem Gedankengefüge
Zu mächtig alle Mächte
endlos diese Wortgefechte
von konkurrierenden Werten
die mich einst ihre Weisheit lehrten
Wagnis, Vorsicht, Angst, Vertrauen, Mut
Was ist schlecht, was ist gut
Vernunft, Intuition, worauf soll ich vertrauen
worauf soll ich bauen
in diesem verworrenen Geflecht
was soll ich glauben, wer oder was hat Recht
Alles nur Erdenkliche wird versponnen
und doch ist Nichts gewonnen
Zuviele Wenn, zuviele Aber
zuviele Rechthaber
zuviele hätte, könnte, würde, sollte
und die ewige Frage, ob Gewesenes anders gewesen sein wollte
Sie ist mir zu hoch, und sie geht zu weit
diese Fantasie, diese tiefe Denkfähigkeit
Dieser Gedankenspuk, wie er mich verstört
in mir ein Gefühlschaos heraufbeschwört
das sich wie Nebel auf meine Sinne legt
jede Klarsicht hinwegfegt
ungeniert
viel zu viele meiner Tage sabotiert
Kaum ein Gedanke an das was wirklich ist
beinah, als ob der Geist das wahre Leben vergisst
so als würden die Gedanken ein Eigenleben führen
in einem Haus ohne Fenster, ohne Türen
Alles will der Geist ergründen
warum nur muss er sich immer neu entzünden
Mir wird fiebrig heiß
mir ist, als ob ich keinen Ausweg mehr weiß
Dabei, ich würde so gerne
endlich Frieden finden, doch er rückt in weite Ferne
in diesem inneren Gefühlsgebraus
stattdessen ufert Unruhe aus
Was ist das nur für ein Ränkespiel
meines Geistes, das wird mir zuviel
Hat es nur den Anschein
oder bestimmen die Gedanken schon mein ganzes Sein
Mein Geist macht mir vor mit großer Zielstrebigkeit
zu leben sei nur noch Leid
Meine Seele fühlt sich gequält
mein Körper wie ausgezählt
Warum kann ich mich der schweren Gedanken nicht erwehren
ich wünschte, sie würden sich zum Teufel scheren
Doch die Gedanken, sie sind nicht wegzudenken
nicht im Nachtdunkel zu versenken
Dies ist einzusehen
zu verstehen
Wirkungslos ist jede Gegenwehr, jedes Nein
Gedanken wollen Sein
Ich verstehe allmählich, es bleibt fürwahr
nur das Ja
So neige ich mich ihnen zu
geh auf Du und Du
mit diesen Gedankenbrocken
sie aufs Papier zu locken
ruhiger zu werden
mich zu erden
zu sortieren
besonnen zu agieren
Wieder einen klaren Gedanken zu fassen
heißt, ihnen ihr Sein zu lassen
Wer schreibt
der bleibt
mit diesem Versprechen
wag ich die gedankliche Dynamik zu durchbrechen
nicht mehr festzuhängen
in ausgetretenen Gedankengängen
Ich gebe den Gedanken einen neuen Rahmen
einen Namen
In einem geschriebenen Wort
finden sie einen geschützten Ort
und ich find einen Haltepunkt nun
in diesem Gedankentaifun
Einfach und schlicht
so wie das sprichwörtliche Gedicht
nicht schön geredet, nicht verschnörkelt, nicht verziert
kurz und knapp und doch klar notiert
diese gedanklichen Ungereimtheiten
mit ihren Spitzfindigkeiten
So würdige ich meine Gedanken, die düsteren, die traurigen
die verwirrten, die ängstlichen, die schaurigen
die fantastischen, die himmlischen, die sonnenhellen
die schönen, die liebenden, die aus mir hervorquellen
Ich achte sie, nehme sie alle in Augenschein
ein Heim suchen sie - das weiße Blatt soll es sein
Ich durchmesse ihr A und 0 und find
Ich find heraus, das was sie wirklich sind
Schlicht und ergreifend nur Gedanken
die mich umranken
sich winden in einer Welt zwischen Freiheit und Engen
zwischen Weisheit und Zwängen
Auch das Ungeheuerliche, das Unbeschreibbare
das Unsägliche, das Unwahre
das Unverstehbare, das unterschwellig gährt
erfährt
Respekt und schreibt sich hin mit seinem Blut
mit meinem Mut
Auch das Luftschloss und der verlorene Traum
bekommen Raum
und ich sehe
vestehe
jeder Gedanke hat seinen guten Grund
ist mehr als Herumtreiber, mehr als ein Vagabund
Bleiben dürfen, gleichwohl die Freiheit haben, weiter zu ziehn
erlösen ihn
und mir wird bewusst
wie doch ein winziges Gedicht die Gedanken beeinflusst
Mit dem Schreiben beleuchte ich mich
buchstäblich
höre sprichwörtlich in mich rein, ganz tief
schau der Geister, die mein Geist so zahllos rief
So wertgeachtet
bei Lichte betrachtet
sind die Gedanken nicht mehr gar so eigenmächtig
nicht mehr verdächtig
und verübelt
nicht mehr so zänkisch, streitbar und vergrübelt
Mit der Botschaft, dieser geballten
dieser uralten
toben die Gedanken nicht mehr unentwegt
so verunsichert und unüberlegt
Mit ein wenig mehr Bedacht
werden sie ruhiger, leiser, beinahe sacht
sozusagen handzahm
agieren mit weniger Unmut, mit weniger Gram
Im Kopf die Bilder, so spüre ich
werden klarer, freundlicher, farbenfroher allmählich
Und mit der Zeit
ich staune, fühl ich mehr Frieden, Ruhe und Gelassenheit
Papier und Stift vermochten das Blatt zu wenden
Ich öffne mich diesen zärtlichen Gefühlszuständen
und so entsteht in mir beizeiten gar eine gedankenlose Stille
In ihr wächst weiter mein unbedingter Wille
mit den Gedanken achtsam zu sein, dies immer neu zu üben
dass sie nicht mehr meine Sinne und so viele meiner Tage trüben
Das kleine Sprichwort hält was es verspricht
ich bleib bei mir, verlier mich nicht
Mehr noch
erkenne ich doch
wie reich, mit welcher Fülle bin ich beschenkt
mit einem Geist, der tief, hoch, weit und blühend denkt
Er wird mich und ich ihn beflügeln, ein wahrhaftes Leben
im Jetzt, im Hier zu flechten, zu weben
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